Meine morgendlichen Spaziergänge im schönen Rheinhessen sind mir heilig - sie tun, auch bei Wind und Wetter, Körper und Geist einfach gut, nicht nur mir, sondern auch den Hunden! Einfach Hund sein, Freilauf mit großem Radius, rennen, buddeln, sich rolzen, spielen, meine Mädels lachen, lachen aus vollem Herzen, und es ist toll, diese unbändige Lebensfreude der Hunde zu sehen und erleben zu dürfen! Und dann denke ich, alles richtig gemacht, und im selben Augenblick auch unwillkürlich darüber nach, dass vielen Hunden (und ihren Menschen) dieses Glück nicht vergönnt ist, und das nicht nur, weil sie vielleicht nicht so naturnah leben… Viele Hunde haben einfach keinen Freilauf, weil sie per (in der Regel nicht zu Ende gedachtem) Behördenunsinn nicht dürfen oder aber, leider gar nicht so selten, diesen nie gelernt haben oder, schlimmer noch, dieser für den Sport „geopfert“ werden musste.

Oberolmer Wald (Herbst 2015)

Ich weiß nicht, ob sich Ämter, Behörden, Gesetzgeber wirklich ernsthaft und über den Tellerrand des eigenen Aufgabenbereichs hinweg schauend Gedanken machen, wenn sie im Hinblick auf Tierhaltung  Gesetze, Verordnungen oder sonstige Erlässe verfassen. Ich glaube aber, dass die meisten den Tieren nicht wirklich helfen oder auch nur annähernd dafür sorgen, ihren tatsächlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Aber mit Sicherheit werden viele nicht mal dem Tierschutzgedanken gerecht. Hierüber möchte ich mich gar nicht näher auslassen, ich bin aber ganz sicher, dass zu einem ausgeglichenen und zufriedenen Hundeleben ein gewisses Maß an Freilauf dazu gehört. Da sind Gesetzgeber und Ordnungshüter gefragt, im Gegenzug aber natürlich auch die Hundehalter, die ihrerseits dafür Sorge tragen müssen, dass sich ihre Hunde Umfeld- und Umweltkompatibel verhalten.

Dem ist leider häufig nicht so. Zu einem (nahezu) gefahrlosen Freilauf gehören nun mal eine angemessene Erziehung und eben entsprechendes Training, wobei ich hier nicht von den Hardcorejägern spreche, die explizit fürs Jagen selektiert und gezüchtet wurden (gilt auch für Tierschutzhunde).  Die gehören allerding, meiner Meinung nach, auch nicht in Jedermanns Hand. Ich frage mich immer mal wieder, was ist denn schon ein halbes Jahr mehr oder weniger intensives und konsequentes Training, wenn Hund im Gegenzug ein Hundeleben lang Freilauf genießen kann? Das mag zwar, insbesondere bei einem schon etwas älteren oder „second hand“ – Hund oder bei Mehrhundehaltung  etwas anstrengend und zeitaufwändig sein, aber die Mühe lohnt sich allemal – nichts geht über das (zeitweise) Gefühl von „frei sein“ und einfach mal die Seele baumeln lassen, und das gilt für Mensch und Hund gleichermaßen!

Dementsprechend bedeutet Freilauf doch auch, dass der Hund mal Nichts machen muss, Nichts im Sinne von „nicht arbeiten müssen“. Also einfach mal nur spazieren gehen dürfen, keine Unterordnungseinheit hier, kein „Außen“ um einen Baum da. Leider aber haben viele Sporthunde (bzw. deren Menschen) gar keine Zeit mehr für ausgiebige und ganz „normale“ Spaziergänge oder können wegen fehlender Toleranz gegenüber Bewegungsreizen (Triebaufbau!) nicht leinenlos laufen. Schade für die Hunde. Der Mensch kann sich ja in der Regel aussuchen, was er in und mit seiner Freizeit macht, der Hund leider nicht!

Wir jedenfalls genießen unsere "Freiräume" beim täglichen Spazierengehen und haben (in der Regel) Spaß am süßen (fast gar) Nichtstun. Und wenn ich dann so meinen Gedanken nachhängen kann, entstehen, zuerst im Geiste, auch mal Artikel wie dieser. Denken Sie mal drüber nach, so bei Ihrem nächsten Spaziergang:)

PS: ein Hund ist und bleibt aber immer ein mehr oder weniger triebgesteuertes Wesen, egal, wie zuverlässig er eigentlich hört. Ein gewisses Restrisiko im Hinblick auf die Gefahren im Freilauf wird also immer bleiben und darum bin ich persönlich auch immer dankbar über jeden Tag, an dem das Schicksal dieses nicht ausgereizt hat…