Ich habe in der Tat, sagen wir mal „ein leicht angespanntes Verhältnis“ zum Tierschutz. Sei es, dass ich selbst die Erfahrung machen durfte, dass bei Weitem nicht alles glänzt, was sogar in öffentlich-rechtlichen Medien gelobhudelt wird (ich erinnere hier an den Fall „Countrydog/Zarenhof“), dass die Vermittlung von Hunden aus dem Auslandtierschutz häufig falsche Erwartungen schürt und das Zusammenleben mit dem „geretteten“ Vierbeiner häufig viel problematischer sein kann, als man es je gesagt bekommen hat, dass eigentlich unproblematische Hunde, die aufgrund blauäugigen Umgangs mit ihnen und fehlendem Verständnis für das Lebewesen Hund und seinen Anforderungen, im Tierschutz landen, und dort auch mangels Fachkenntnis so schnell nicht mehr rauskommen…

So geschehen mit Olli, einem dreijähriger Hütehundmix, der aufgrund von „Missverständnissen“ unverhofft in einem Tierheim gelandet ist. Sabine, eine gute Bekannte, die Olli (alle Namen habe ich übrigens für diesen Beitrag geändert) gut und auch schon etwas länger kennt (O-Ton „mein Herzenshund Olli“), war, als sie davon hörte, sofort Willens, ihn als Zweithund bei sich aufzunehmen, sofern der vorhandene Hund, der gerne etwas größere Individualdistanz braucht, dies zulässt. Leider leichter gesagt als getan. Es war nicht möglich, kurzfristig einen Besuchstermin außerhalb der Öffnungszeiten zu bekommen (um dem Hund traumatische Erfahrungen zu ersparen oder diese wenigstens auf ein Minimum zu begrenzen!) und darüber hinaus sei Olli, laut Tierheim, hochgradig aggressiv und würde niemanden an sich heran bzw. in seine Quarantäneunterbringung lassen. So aber kannte Sabine „ihren“ Olli gar nicht und so saß der arme Kerl also seit einer Woche in „Einzelhaft“ ohne Auslauf, Zuwendung, Ansprache oder Beschäftigung. Bitter für ein hoch soziales Lebewesen, das das Familienleben bis dato gewohnt war. Also sind wir vergangenen Samstag zu den regulären Öffnungszeiten, allerdings telefonisch angekündigt und bereits am Telefon auf „Wartezeiten“ vorbereitet worden, zu Olli gefahren. Ich bin zwecks Einschätzung der Situation mit gewesen. Den Zahn, mit Olli mal nach draußen zu gehen, hat man uns gleich gezogen, wenn überhaupt nur mit Maulkorb, den er allerdings bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte und auch im Tierheim noch nicht darauf vorbereitet wurde. Die Tierheimmitarbeiter glaubten aber eh nicht daran, dass wir uns dem Hund nähern können. Olli bellte ununterbrochen und hörte auch nicht auf, als wir uns seiner Zelle näherten. Seine gesamte Mimik und Gestik gab dabei aber keinerlei Hinweise auf irgendeine Art von Aggression. Olli schob lediglich enormen Frust! Nachdem er Sabine erkannt hatte, hörte er auf und begrüßte sie freudig. Wir vereinbarten, dass Sabine den Hund nach vorne in einen kleinen, selbstverständlich gesicherten, Auslauf bringen darf. Die Tierheimmitarbeiterin fragte mich, ob ich das Gelände verlassen möchte, was ich natürlich verneinte, und Sabine durfte erst rein zu Olli, nachdem sich die Mitarbeiterin in der benachbarten Zelle verschanzt hatte, ja, verschanzt! Olli freute sich mächtig über „draußen“ und Tageslicht, lies sich auch von mir, obwohl er mich nicht kannte, gerne und ausgiebig kraulen, machte geduldig beim kurzen Maulkorbtraining mit, bei dem er auch extreme Nähe und Enge ertragen musste, und ging auch draußen bei vorbei laufenden Menschen nicht ans Gitter. Aha! Wir haben Olli dann allerdings nicht gezwungen, in der eh schon ungewohnten Situation den Maulkorb dann auch drauf zu lassen und vereinbart, am nächsten Tag wieder zu kommen und da weiter zu machen, wo wir aufgehört haben. Ich will es kurz machen: Olli ist seit Sonntag übergangsweise wieder in seinem alten Zuhause, tagsüber arbeitet Sabine an der Integration und der Gewöhnung der Hunde aneinander. Die Fortschritte waren bereits gestern gut. Warum ich das niederschreibe? Weil mich die extreme Fehleinschätzung der Tierheimmitarbeiter und die Tatsache, dass in den sechs Tagen seines Aufenthalts im Tierheim, niemand ernsthaft mit Olli auch nur versucht hat zu arbeiten, zutiefst erschüttern. In der Tat hat Olli ein paar kleine Baustellen, aber nix, was man nicht mit ein bisschen Hundeerfahrung gut in den Griff kriegen könnte. Laut Mitarbeitern ist das Tierheim „voll mit solchen Hunden“ und ich frage mich, ob Olli je eine reelle Chance auf passende Vermittlung gehabt hätte. So gesehen, für mich das „I-Tüpfelchen“…