Freitag, 01. Mai 2020: Ich habe Sheela mal wieder auf eine der mittlerweile eher seltenen gemeinsamen und kleinen Runden (knappe 3 Kilometer) mitgenommen. Sie dackelte diese bis zur Hälfte auch toll mit, baute dann aber schlagartig ab, so stark, dass ich kurz überlegte, meine Freundin Pia anzurufen, mit der Bitte, uns abzuholen. Sie beömmelte sich dann allerdings wieder und ich wusste genau, dies war unsere letzte "größere" Runde... übers Wochenende bin ich dann gaaaaanz kleine Feldrunden nur mit ihr, und normale Runden mit dem Rest der Gäng gelaufen. Auf dem Hupla bettelte Sheela zwar noch andere Menschen um ein (oder mehrere) Leckerlie(s) an, lag ansonsten aber eher teilnahmslos am Rand. Sonntagabend war ich dann sicher, dass sich Sheela auf ihre letzte Reise vorbereitet und schrieb dieses auch im Altenpflegerclub-Fred meines gern genutzten Hundeforums. Ich hatte das ganz sichere Gefühl, Sheela kann einfach nicht mehr, kann aber eben auch nicht einfach loslassen. Sheelas „Job“ war nun mal, aus ihrer Sicht und 15 lange Jahre lang, mich zu begleiten, auf mich zu achten, einfach da zu sein.
Da ich montags (04. Mai 2020) eh einen Termin bei meiner ganzheitlich arbeitenden  Tierärztin mit dem Tüütchen und dem Kenzkind hatte, hoffte ich, dass sie eventuell auch ein bizzeli Zeit investieren würde, sich auch Sheela noch mal anzugucken. Ich hatte so Schiss, irgendwas zu übersehen…

Montag, 04. Mai2020: Tat sie (und opferte ihre Mittagspause) und kam zu dem Schluss, dass Sheela "schulmedizinisch" gesehen noch nicht so weit war und ganzheitlich betrachtet auch noch nicht gehen wollte. Wir haben dann vereinbart, dass wir Sheela kinesiologisch durch die Kollegin noch mal betrachten lassen. Das war Montagmittag...Montagabend, ich war auf dem HuPla, rief die TÄ meines Vertrauens, die die Kinesiologie machte, an und teilte mir mit, dass Sheelas "Gehen" eine Sache von wenigen Tagen sei (das ist jetzt nur die Kurzform). Ich habe das, mehr oder minder gefasst, zur Kenntniss genommen, da es sich ja irgendwie mit meinem Gefühl deckte. Wir sind nach Hause, ich habe Futter zubereitet (es gab u.a. Rinderhack) und die Mädels gefüttert. Das war etwa eine Stunde nach dem Telefonat… Sheela hat angefangen zu fressen, nach ca. 2/3 der Mahlzeit diese stehen gelassen und ist in ihre Kudde gegangen … und da war er, dieser Moment, in dem sie mich anschaute und genau das so eindeutige Signal sendete, auf welches ich gewartet habe…
Und dann gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, die wissenschaftlich nicht zu erklären sind…
Für Hunde ist es umso schwerer „gehen“ zu können, je trauriger ihr Mensch ist und je weniger sich dieser mit dem Gedanken abfinden kann, dass für einen wirklich alten Hund der Tod durchaus als Erlösung kommen kann. Vorweggenommene Traurigkeit, sich nicht im Vorfeld realistisch mit der Situation auseinander gesetzt zu haben, sind schlechte Sterbebegleiter...
Und ich wusste schlagartig, nun ist es soweit! Ich habe meine TÄ angeschrieben, die uns in den folgenden Stunden dann energetisch begleitet hat. Die Nacht habe ich unten bei Sheela verbracht, Sheela lag entweder völlig ruhig da oder hechelte mit erhobenen Kopf und stressverzerrtem Blick. Insgesamt war die Nacht aber ruhig. Sie wollte aber auch nicht mal mehr raus zum Pippi machen…
Meine TÄ (und ich insgeheim auch) hatte die Hoffnung, dass Sheela den Weg rüber alleine findet…

Dienstag, 05. Mai 2020: morgens meldete sie sich und fragte nach, wie der Stand sei. Wohl wissend, dass Sheela bereit für ihre letzte Reise war, haben wir den Termin für diese auf Dienstagmittag, 05. Mai 2020, gemacht. Sheela wollte gehen, sie sollte gehen… von dem Moment an, wo klar war, das und wann sie geht, war Sheela völlig tiefenentspannt und ich habe nur noch funktioniert… um nichts auf der Welt wollte ich ihr das Gefühl geben, nicht gehen zu dürfen und habe deshalb diese letzten fünf Stunden so normal wie irgendwie möglich gestaltet…
Meine Tochter hat mich dann mittags abgeholt… wir sind die 75 km zur Praxis meiner Wahl gefahren, ich war ganz ruhig, Sheela auch. Meine TÄ hat ihre Mittagspause zur Verfügung gestellt, Sheela durfte in dem Osteo-Raum einschlafen, in dem sie nur und ausschließlich gute Erfahrung gemacht hat. Wir sind rein in den Raum  (meine Tochter blieb mit dem Rest der Gäng erst einmal draußen), Sheela ist auf den Behandlungstisch gekrabbelt, hat sich hin- und den Kopf abgelegt und bis zum endgültigen Einschlafen nicht mehr bewegt. Sie war einfach bereit…ich habe mich zu ihr gelegt (Osteoliege sei Dank!), sie gekrault, „Gute Reise, gute Reise“ und „…die Chöre singen für dich“ gesungen und ein paar stille Tränchen vergossen. Meine TÄ hat den Einschlafprozess osteopathisch begleitet und ich glaube, dass, wenn man beim Sterben von „schön“ sprechen kann, Sheelas „Gehen“ war schön…. Ich bin zwar unsagbar traurig, aber völlig im Reinen mit mir und dem Prozess… gute Reise, Königin!